Die Sichtweise der Osteopathie

fotolia_57194461Die Sichtweise der Osteopathie beruht auf den beschriebenen 3 Prinzipien der Osteopathie und lässt sich durch folgendes Zitat des Begründers der Osteopathie, Dr. A.T. Still, zum Ausdruck bringen. „Der Organismus ist eine funktionierende Einheit, die Einheit ist nur im Kontext aller Teilfunktionen möglich; Fehlfunktionen einzelner Teile führen zur Störung des Gesamtorganismus.“ Bei der Suche nach den Ursachen der Beschwerden, hat die Betrachtungsweise des menschlichen Körpers als Einheit eine besondere Relevanz. Die verschiedenen Systeme unseres Körpers, wie das Hormon- und Immunsystem, das Nerven- und Gefäßsystem, das kranielle System und das Fasziensystem, welches jede Struktur bindegewebig umhüllt und eine große Körperfaszie bildet, sind keine voneinander unabhängigen Teilbereiche. Sie sind gemeinsam im Organismus integriert, um in genauer Abstimmung aufeinander für eine bestmögliche Homöostase (Gleichgewicht) und dadurch für ein bestmögliches Funktionieren des gesamten Organismus zu sorgen.

fotolia_83291914Durch das in Beziehung stehen dieser Systeme, haben Probleme und Störungen auf lokaler Ebene immer auch globale oder ganzheitliche Auswirkungen, genauso wie umgekehrt ein lokales Problem, durch eine globale Kompensation oder systemische Störung (z.B. des Immun- oder Hormonsystems) verursacht oder verstärkt werden kann. Folge hiervon ist, dass der Körper sehr anpassungsfähig ist und viele innere (z.B. mentale Probleme) und äußere (z.B. schädigende Umwelteinflüsse) Belastungen lange Zeit schmerzfrei ausgleichen kann.

Ist die Kompensationsfähigkeit des Körpers jedoch erschöpft, genügt schon ein kleiner störender Einfluss (physisch oder psychisch), um eine starke Reaktion bzw. Symptomatik auszulösen. Dieses Symptom kann dann, wie erläutert, an einer ganz anderen Stelle des Körpers auftreten. Deshalb liegt die Lösung für Beschwerden oft nicht dort, wo wir Schmerzen empfinden. Das Erkennen der Ursachen der Beschwerden, ist die Aufgabe des Osteopathen. Also vom Symptom auf lokaler Ebene, zu den oft vorhandenen Ursachen auf globaler Ebene, durch Erkennen der Kompensationsketten, zu gelangen.

An folgenden Beispielen, der Leber und der Gebärmutter (Uterus), soll die Sichtweise des Menschen als Einheit dargestellt werden:
Eine durch übermäßige und falsche Ernährung oder durch Hormonpräparate in den Wechseljahren belastete Leber kann zu folgenden Beschwerden führen:
• immer wiederkehrende Wirbelblockaden der Brustwirbel 7-10 (v.a. 8) hervorrufen, weil die Leber übers Nervensystem mit den Segmenten 7-10 der Wirbelsäule in Verbindung steht. Ebenso kann die 7-10 Rippe auf der rechten Seite blockiert werden.
• Bewegungseinschränkung und Schmerz in der rechten Schulter, weil die Leber übers Nervensystem mit der Schulter verbunden ist (Viszerosomatischer Reflex). Ebenso können Schmerzen im Ellbogen dieser Seite ihren Ursprung in einer verschlechterten Leberfunktion haben.
• Bewegungseinschränkung und Schmerz in der Region vom 4. Halswirbel bis zum 1. Brustwirbel, über fasziellen Zug
• Blockierung des Zwerchfells über die ligamentären Aufhängestrukturen der Leber am Zwerchfell. Dies beeinträchtigt nicht nur die Atmung, sondern hat auch Auswirkungen auf die Funktion des Herzens, der Lunge, der Nieren und vieles weiteres mehr.
Neben diesen mehr aus osteopathischem Blickwinkel dargestellten Dysfunktionen, hat eine Funktionsstörung der Leber natürlich noch viele weitere Folgen, wie z.B. Schuppen, fettiges Haar, übermäßiges Schwitzen, empfindliches Zahnfleisch, Allergien, körperliche und geistige Erschöpfung, depressive Verstimmung und vieles mehr.

Eine Gebärmutter, die ein funktionelles Problem (Restriktionen oder eine Senkung) hat, kann zu folgenden Problemen führen:
• Immer wiederkehrende Wirbelblockaden vom 10. Brustwirbel bis zum 3. Lendenwirbel. Dies tritt außer bei funktionellen Störungen, auch bei Entzündungen und anderen Erkrankungen der Gebärmutter auf.
• Blockierungen des Kreuzbeins und der Iliosakralgelenke (ISG), weil die Gebärmutter über Bänder mit dem Kreuzbein verbunden ist. Sehr oft entstehen Gelenkrestriktionen durch organische (viszerale) Restriktionen.
• Weil das Kreuzbein über die Dura mater (Hirn- und Rückenmarkshaut) mit dem Schädel verbunden ist, können Blockierungen des Kreuzbeins zu Kopfschmerzen und kraniellen Störungen führen.
• Schwere- oder Druckgefühl im Unterbauch und in den Beinen (Krampfaderleiden), Hämorrhoiden, Zyklusstörungen und auch eine chronische Endometritis (Gebärmutterentzündung) können durch eine Senkung der Gebärmutter, die auf Blut- und Lymphgefäße drückt, ausgelöst werden.
• Ebenso können durch eine Senkung herbeigeführte venöse Stauungen, zu im unteren Lenden- und Kreuzbeinbereich führen, die der Symptomatik eines Bandscheibenvorfalls entsprechen
• Eine Belastungsinkontinenz kann entstehen, wenn die zu stark nach vorne verlagerte Gebärmutter auf die Harnblase drückt.
• Knieschmerzen können entstehen, wenn die Ovarien (Eierstöcke) einen Nerven beeinträchtigen, der das Knie sensibel versorgt. Davon sind oft junge Frauen in der Pubertät , durch physiologisches Wachstum der Eierstöcke, betroffen.
• Auch die Fruchtbarkeit bei Frauen kann darunter leiden, wenn die Beweglichkeit (Mobilität) von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken, behindert ist. Ein Zusammentreffen von Spermium und Ei wird hierdurch erschwert.